Meine Reise nach Kuba liegt schon ein wenig zurück, dennoch möchte ich von dieser sehr speziellen Reise berichten, da diese so ganz anders war.
Februar 2013
Wir (das waren seinerzeit mein damaliger Ehemann namens C. und meine Wenigkeit) hatten 18 Tage Zeit zur Verfügung. Der Plan: Einmal mit dem Mietwagen um Kuba. Die Flugbuchung war kein Problem. Der Rest stellte sich als relativ schwierig heraus, da Kuba zu diesem Zeitpunkt gerade erst mit dem Internet startete, und dies nur Privilegierten zur Verfügung stand; daher fand man fast gar keine Unterkünfte, außer organisierte Rundreisen über die großen Reiseveranstalter, genau dass, was wir ablehnten. Einen Mietwagen konnten wir zum Glück buchen.
Da es in Kuba kein zugängliches Internet gab, bedeutete es für uns auch: Kartenmaterial für die Autofahrt zu organisieren.
Durch Zufall lernten wir zur gleichen Zeit einen Kubaner in Köln nennen, welcher uns direkt sein Gästezimmer in Havanna Vieja für 3 Tage anbot. Super! Die erste Unterkunft war somit safe.
Vorheriger Geldwechsel war nicht möglich, da es in Kuba zwei Währungen gab: den Peso, nur für Einheimische. Und den Peso Convertible für die Touristen, somit nur für Ort erhältlich, und auch eine Ausfuhr (selbst als Andenken) war strengstens untersagt. Ich habe gelesen, dass es seit 2021 nun eine einheitliche Währung gibt…endlich!
Unsere Koffer waren schwer, mit Tütensuppen, Gummiringen, Tesafilm, Buntstifte, Malbücher, Haarschmuck, Klebstoffen, und jeder Menge Kleidung, alles auf Empfehlung von Kubanern, die uns mitteilten, dass sich jeder dort über diese Mangelware extremst freut.
Unsere erste Unterkunft war wirklich nostalgisch, als wären wir in den 50-70 Jahren zurückgereist.
Havanna war teils wunderschön, nostalgisch, sehr alt, zerrüttet, teils auch vermüllt, aber auch sehr gut erhalten, wie manche Bauten, und auch die Oldtimer. Ich möchte die einzelnen Sightseeing-Spots nicht aufführen, dafür hat sich vielleicht auch manches bereits verändert. Einer meiner million moments vor Ort war, als plötzlich ein Platzregen aufkam. Wir suchten Unterschlupf und ich lehnte mich an eine Tür, die auf einmal hinter mir aufging und wir in einer riesigen barocken Halle standen. Ein Security-Guide musste lachen, weil wir so erschrocken in der Halle standen, und zeigte uns das Casa de matrimonio, welches für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. WOW! 💫
Wir fuhren nach Pinar del Rio und Vinales. Die privaten Unterkünfte (casa particulares) hatten Schilder an ihren Häusern, wir klingelten einfach und bekamen ein tolles Zimmer für zwei Nächte. Die Tabakfelder und Landschaft waren grandios! In der letzten Nacht bekam C. extremste gesundheitliche Probleme (er war über 10 Jahre nicht einmal krank). Während des Checkouts ließ ich mir den Weg ins Krankenhaus erklären. Das war einer der schlimmsten Orte überhaupt! Ein uralter Rohbau, ohne sanitäre Anlagen, und ohne fließendes Wasser. Er sollte eine Infusion bekommen, und die Nadel glich der Dicke einer Stricknadel…Verdacht auf Cholera. Das Zimmer hatte ein Fenster, allerdings ohne Scheiben und ohne Türen. Der Regen prasselte aufs Bett…
Im Krankenhaus gibt es nichts zu essen, oder zu trinken. Eine Krankenschwester vermittelte mir ein Zimmer außerhalb. Nachdem ich abends dorthin fuhr, wurde ich schon mit Taschenlampen in der Einfahrt erwartet, da es in Strömen regnete.
C. erholte sich zum Glück recht schnell, es schien nur eine Lebensmittelvergiftung zu sein, aber eine Entlassung gab es nur, wenn er Essen wieder bei sich hielt. Meine Gastgeber waren so nett, als ich ihnen unser Problem schilderte. Der Hausherr machte sich sofort dran, und kochte erstmal eine Suppe! Mit dem feinen Porzellan-Service fuhren wir ins Krankenhaus…So eine unbeschreibliche Herzlichkeit!!! Auch die Krankenschwester (Mutter von drei kleinen Kindern) rührte sich zwei volle Tage nicht von dem Zimmer weg, sondern behütete uns fürsorglich! Geld wollte keiner!!! Wir hinterließen dennoch einiges unter dem Kissen. So viele million moments in diesen Tagen 💫🙏
Wir blieben zur Erholung noch ein paar Tage in Vinales und verkürzten unsere Route. Nach zwei Nächten im sehr touristischen und nicht schönem Varadero fuhren wir runter über Cienfuegos ins wirklich wunderschöne Trinidad! Hier fast noch mehr als in den übrigen Städten: überall läuft Salsa und überall wird getanzt, auch auf den Straßen mit Musik aus einem Ghettoblaster, nebst Domino-spielenden älteren Herren 😀
Von hier ging es über Santa Clara nach Mantanzas, welches sehr sehr ursprünglich (ich würde es sogar als sehr ärmlich und zurückgeblieben bezeichnen) war, bevor es dann zurück nach Havanna Airport ging.
Mein Fazit: ich bin auch noch heute sehr ergriffen. Ich bewundere die Kubaner für ihre Kreativität. Für ihre Fröhlichkeit. Für ihre Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft ❤️
Muchas gracias 🙏😍
Mehr Infos: am Ende dieser Seite.
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GOOD TO KNOW:
Wir führten sehr viele lustige Unterhaltungen und tiefe Gespräche mit Einheimischen, meist ein Mix aus spanisch und englisch, da die meisten kaum englisch sprachen. In den Casa Particulares erhält man meist auch das Frühstück, welches zumeist auch Eiern, Omelette und vor allem aus frischem Obst bestand.
Man merkt auch, je ländlicher die Gegend, umso herzlicher und hilfsbereiter die Menschen. Uns ist in Havanna der Reifen am Auto geplatzt. Einen neuen Reifen zu erhalten ist unmöglich. Der Reifen wird wieder geflickt. Die Mechaniker wollten allerdings erst ein „Startgeld“. Ohne Anzahlung in Form von Rum wird der Reifen nicht geflickt. Somit organisierten wir zuerst 3 Flaschen Rum, und konnten später für horrendes Geld das Auto wieder abholen. Nachdem der Reifen in Trinidad wieder geplatzt ist, fanden wir einen tollen Mechaniker, welcher ohne Rum-Anzahlung den Reifen für gerade mal ein Drittel des Preises reparierte und uns auch zeigte, dass der Reifen nur notdürftig geflickt wurde.
Da Autos in Kuba Mangelware sind, gibt es an großen Kreuzungen „Sitzplatz-Zuweiser“. Wenn ein Auto an eine Kreuzung naht, in welchem noch ein Platz frei ist, werden diese angewiesen zu halten und Wartende an den Straßenrändern werden den Autos zugewiesen. Man nimmt die Anhalter entsprechend der gemeinsamen Strecke mit.
Oft findet man an belebten Straßen diverse kleine provisorische Stände für Handwerksarbeiten. Da fast alles Mangelware ist, gibt es sogar „Feuerzeug-Reparier“.
Wir haben zufällig die staatliche Ausgabe von Speiseöl in 5 l Kanister beobachten können, welche die Einheimischen gegen Coupons erhalten; und auch das Öl ist limitiert und es erhielt nicht jeder trotz Coupon das Öl. Herzzerreißend.
Eine Hausherrin erzählte, dass es kaum Supermärkte gibt, somit gibt es offiziell wenig zu kaufen, aber der Schwarzmarkt würde blühen. Man müsse nur Kontakte pflegen und erhält fast alles.
Da alles sehr ursprünglich wirkt, selbst in Havanna selbst, sollte man darauf gefasst sein, dass ÜBERALL Hühner und krähende Hähne gehalten werden, welche einen kaum länger als 4.30 schlafen lassen…
Öffentliche Restaurants gab es zu diesem Zeitpunkt nur sehr wenige. Man wurde auf den Straßen angesprochen und bekam ein faires Angebot für ein privates Essen, in den sogenannten Paladares. Man vereinbarte eine Uhrzeit und fuhr zu deren privater Wohnung, wo man in deren Wohnzimmer ein wunderbares Essen in privater Atmosphäre genießen durfte. Wirklich toll!